Fünf Regeln zur Wahl des richtigen Markisen Stoffes
Regel Nummer 1 – Das Gewicht ist nicht entscheidend für die Qualität
Eine Markise besteht aus tausenden Metern an Webgarn, ganz gleich aus welchem Material sie beschaffen sind. Hierdurch entsteht ein entsprechendes Gewicht über die gesamte Fläche, wobei vorneweg die wichtige Information ist, dass das Gewicht keine Aussage zur Qualität ist. Eine Kunstfaser mit 280g /m² ist nicht entsprechend minderwertiger als ein Markisenstoff mit 320g /m².
Gegen ein hohes Gewicht spricht jedoch die Statik, denn die Belastung ist auf einer entsprechend großen Fläche enorm. Sowohl Gelenkarme als auch die Mechanik müssen mit dem Gewicht mithalten können, nichts zuletzt die Verankerung in der Wand.
Ich habe mich zu diesem Thema lange informiert und bin zu dem Schluss gekommen, dass das Optimum bei etwa 280g-300g /m² liegt.
Regel Nummer 2 – Polyacryl-Stoffe sind am hochwertigsten
Polyacryl ist eine Kunstfaser die auf Erdöl basiert und aus polymerisierten Acrylfasern hergestellt wird. Einfach ausgedrückt haben sie einen ähnlichen Charakter wie Wolle, daher findet man es auch in Kleidung. Diese wird dadurch pflegeleichter, knitterarmer und läßt sich leicht einfärben. Außerdem hält es die Form, was bei einer Markise fatal wäre, wenn sie ausleiern würde.
Was bei einer Markise jedoch entscheidend ist, ist die UV Beständigkeit. Da sie die Sonne auf deiner Terrasse oder deinem Balkon fernhalten soll, wird das Gewebe enormer Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Das schafft Polyacryl deutlich besser als Polyester.
Tuchbahnen haben eine Spannweite von bis zu 150cm, daher sind die Bahnen miteinander vernäht und seitlich gesäumt. Die Nähte der Tuchbahnen verlaufen dabei in Ausfallrichtung der Markise, sodass es eigentlich nicht stört. Gerade wenn deine Markise zwei- oder mehrfarbig ist.
Regel Nummer 3 – Polyester-Gewebe ist die preisgünstige Alternative
Polyester ist eine chemische Faser und Microfaser und besteht aus Polyethylenterephthalat, kurz PET. PET? Richtig – du kennst es von der PET (Plastik-) Flasche. Grundbaustoffe sind Steinkohle, Kalk, Erdöl und Erdgas. Polyester ist deshalb so beliebt, weil es am reißfestesten ist. Zudem scheuert es nicht.
Wenn du deine Markise im Baumarkt kaufst, oder ein Angebot in einem Discounter findest, wirst du schnell bei diesem Stoff landen. Hier kommt der günstige Preis der Markisen her. Nachteilig ist dabei die Haltbarkeit. Zwar findet man nach vielen Jahren noch Plastikmüll in den Weltmeeren, Polyester als Gewebe verliert jedoch im Gegensatz zu Polyacryl schnell an Haltbarkeit und verbleicht, was die Einfärbung angeht. Die Farben werden mit der Zeit blasser und verschwinden schließlich ganz. Zudem ist es bei Weitem nicht so UV-beständig wie Polyacryl.
Interessant ist jedoch, dass es vielfach im Sportbereich eingesetzt wird, z.B. bei Laufshirts. Dies liegt daran, dass Polyester aus extrem feiner Faser besteht, feiner als Seide. Dadurch gelangt Wasser und Wind nicht hindurch, was sich bei der Markise mitsamt eines hervorragenden Wickelverhaltens gut macht.
Regel Nummer 4 – Wie gut ist die Naht verarbeitet?
Wir haben uns in den ersten Regeln die Stoffarten angeschaut. Doch jeder Stoff ist nur so gut, wie er gewebt wurde. Gibt es hier Unterschiede?
Da die Markisenstoffe in Bahnen auf der Rolle geliefert werden, sind sie max. 150cm breit. Bei einer Markise von 300cm Breite müssen also mindestens zwei Bahnen aneinandergenäht werden. Ein Qualitätsmerkmal ist hier schon zu sehen, ob die Bahnen symmetrisch sind. Habe ich 2x150cm plus einen letzten Rest an einer der Enden? Oder habe ich die vollen Bahnen mittig und an jeweils beiden Markisenenden ein kleines, aber gleichgroßes Stück Stoff?
Bei der Naht selbst gibt es die Möglichkeit, die Bahnen mit einem Garn zu vernähen oder sie über eine Ultraschall-Schweiß-Klebetechnik miteinander zu verbinden.
Die Ultraschall Schweiß-Klebe Technik ist dabei die schlechtere, aber häufig vorkommende Wahl: Die Klebespur muss die gleichen Eigenschaften wie der Stoff selbst aufweisen, was er in den seltensten Fällen tut. Das Ergebnis sind Wellen die an der Schweißnaht entstehen, während der Stoff auf dem Rest der Bahn glatt ist.
Bei der Vernahtung mit Acryl Fäden passiert dies nicht. Der Faden ist jedoch nicht UV beständig, könnte daher nach einigen Jahren an Stabilität verlieren, was ein Flicken der Markise notwendig macht. Hier gibt es jedoch auch qualitative Unterschiede. So ist der Tenara Faden der Firma Gore der absolute Platzhirsch. Bei diesem Faden werden direkt 10 Jahre Garantie auf die Naht mitgeliefert.
Regel Nummer 5 – Wie wasserdicht muss sie sein?
Hier geht es um das Thema Imprägnierung. Sie dient zum Schutz vor Wasser (Wasserdichtheit) und Schmutz (Apperleffekt). Dabei spielt natürlich auch die Neigung der Markise eine Rolle, denn je flacher die Markise steht, desto mehr Wasser und Schmutz sammelt sich auf ihr an bzw. verweilt dort länger. Daher wird die Wassersäule oder Wasserdichtheit häufig bei einer Markisen Neigung (Winkel) von 14° gemessen. Diesen Winkel muss eine Markise mindestens haben, damit das Wasser sauber abfließen kann.
Würde eine Markise 100%ig wasserdicht sein, wären das mindestens 1.000 mm/WS. Standardmäßig hat eine Markise, ganz gleich welcher Stoff, etwa 350-475mm/WS bei 14° Neigungswinkel. 350mm/WS bedeutet, dass 35cm Wasserhöhe auf dem Stoff liegen können, bis der Druck so groß ist, dass die Markise wasserundicht wird.